Die im 9. Jhd. erstmals schriftlich erwähnte Siedlung “Bezcingen” gruppierte sich im Mittelalter zunächst um die Wehrkirche und den Nassauer Hof (links vom Baum). Eine häufige Struktur bei den Wetterauer Dörfern.
Die Kirche wird 1315 erstmals urkundlich erwähnt. Der Turm aus dem 14. Jhd. ist damit das älteste noch erhaltene Gebäude des Dorfes. Er hatte 4 kleine Ecktürmchen und war mit Zinnen bewehrt. An der Turmtür finden sich Reste gotischen Beschlags und im Rundbogen eine Heiligennische aus vorreformatorischer Zeit. Das oberste Turmgeschoss beherbergt den Glockenstuhl. Dort oben sind auch die Gusserker für heißes Pech und Öl an der Westseite angebracht, die auf die Verteidigungseinrichtung hinweisen.
An drei Seiten sind Wasserspeier erhalten.
Turm und Kirchenschiff weisen 9 Zunftzeichen auf, die von einer aktiven Handwerkstätigkeit in der Region zeugen: Im Westen zwei Schilder mit Schere und Pflug, im Norden Schere und Tuch, Löwe auf liegendem Schild, Hammer, Hufeisen und Winkel. An der südlichen Eckquaderung der Westseite sind Ochsenkopf, Hammer und Doppelaxt dargestellt.
Im Mai 1316 wurde die Kapelle von Nieder-Bessingen zur Pfarrkirche erhoben, da bei Überschwemmungen und winterlichen Straßenverhältnissen die Einwohner nicht zum Gottesdienst in der Hauptkirche nach Münster kommen konnten.
Innenraum:
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Kirchenschiff zerstört.
1738 wurde das Kirchenschiff wieder nach Osten ausgerichtet aufgebaut und erhielt eine barocke Ausstattung mit Empore, Stuckdecke und eine reich verzierte Kanzel.
Interessant ist das funktionstüchtige, originale Kastenschloss an der Tür der Nordseite.
Die Wappenscheiben in den Fenstern entstanden Mitte des 16. Jahrhunderts und zeigen die Wappen der damaligen Regenten.
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